Überblick
Geschichte
Am 12. November 1903 wurde das neu errichtete Gebäude der Knabenvolksschule in Crailsheim feierlich eingeweiht. Ein schier endloser Festzug, zu dem sich die bürgerlichen Kollegien und städtischen Beamten, die Schüler*innen und Vereine, geladene Ehrengäste und viele Einwohner der Stadt zusammen gefunden hatten, setzte sich am frühen Nachmittag vom Marktplatz aus in Bewegung. Nach der Schlüsselübergabe und mehreren Ansprachen konnte das Publikum den imposanten, mit den neuesten Errungenschaften der Technik ausgestatteten, Bau in Augenschein nehmen. Vor der Einweihung des Neubaus in der Schönebürgstraße war am gleichen Tag auch das umgebaute und modernisierte Trivialschulgebäude in der Schulstraße, das bisher die Volksschule beherbergte, seiner neuen Bestimmung als Latein- und Realschule übergeben worden.
Erst im Mai 1905 beschloss der Crailsheimer Gemeinderat der Schulanstalt zum ehrenden Gedächtnis an den verstorbenen Stadtschultheißen Leonhard Sachs, den Namen „Leonhards Schule“ zu verleihen.
Um 1921 beschloss der Gemeinderat, zu Ehren des in Vergessenheit geratenen Leonhard Sachs, die Umbenennung der „Leonhards Schule“ in „Leonhard-Sachs-Schule“.
In der über 100-jährigen Geschichte der Leonhard-Sachs-Schule wurde das Gebäude immer wieder durch Anbauten erweitert oder renoviert:
- Erster Bau: 1902 (Bau an der Schönebürgstraße)
- 1949-1951: Erweiterungsbau (Leonhard-Schulplatz)
- 1952/1953: Verbindungsbau zwischen beiden Gebäuden
- 1989/1991: Erweiterungsbau (jetzige Grundschule mit Aula)
- 1992/1993: Pavillon
Leonhard Sachs (1843-1899) – Leben und Wirken
(Quelle: Leonhard Sachs und die Leonhard-Sachs-Schule in Crailsheim, Förtsch/Glasbrenner, Baier 2003)
Die 1903 neu erbaute Knabenvolksschule wurde nach dem Crailsheimer Schultheiß Leonhard Sachs benannt. Von 1867 bis zu seinem Tod 1899 hatte er die Geschicke der Stadt geleitet. In seine Amtszeit fielen wesentliche Entscheidungen und Maßnahmen, die Crailsheim am Ende des 19. Jahrhunderts im Bereich seiner Infrastruktur und Versorgungssysteme den Anschluss an die industrielle Moderne finden ließen.
Zu nennen sind etwa die Gründung der Gasfabrik und des Bezirkskrankenhauses, der Neubau der erweiterten Jagstbrücke, die Einrichtung der Kleinkinderschule, der Bau des Schlachthauses und schließlich Planungen und erste Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserversorgung.
Leonhard Sachs lag das Wohl der Kinder in Crailsheim besonders am Herzen. Der Zustand der Schule und ihre Ausstattung mit ausreichend Lehrpersonal stellten somit ein wichtiges Feld seiner lokalpolitischen Bemühungen dar. Wiederholt bemühte sich Sachs in den städtischen Gremien um die vollständige Aufhebung des Schulgeldes an den Crailsheimer Volksschulen. Leider gelang es ihm nicht, sich im Gemeinderat damit durchzusetzen. Allerdings gelang es ihm die Schulen stetig auszubauen und zu erweitern.
Aber auch auf Landesebene spielte Sachs eine nicht unbedeutende Rolle. Von 1876 bis 1899 vertrat er die Belange des Bezirks Crailsheim in der Württembergischen Kammer der Abgeordneten, der Vorläuferin des Landtags, und trat dort vor allem als Steuer-, Finanz- und Rechtsexperte in Erscheinung.
Leonhard Sachs starb völlig überraschend am 23.Juli 1899 im Alter von 56 Jahren.